Sonntag, 27. September 2015
Beim Aufräumen fielen mir zwei Kartons mit Postkarten in die Hände, geschrieben von Kollegen, Freunden, Familienangehörigen oder auch von mir - wie diese dann wieder zu mir zurück kamen, muß ich im Einzelfall prüfen. Bevor diese Postkarten zurück in einen neuen Karton oder in die ewigen Jagdgründe wandern, möchte ich sie hier vorstellen und versuchen, die Geschichten, die ich damit verbinde, zu rekonstruieren.

Sie stammen vornehmlich aus den 1980er bis 2000er Jahren, der vielleicht letzten Blütephase des Mediums. Blütephase deshalb, weil Postkarten nicht mehr nur genutzt wurden, um touristische Weltläufigkeit zu dokumentieren, sondern auch um kurze prägnante Botschaften via Bild & Text zu übermitteln bevor andere, elektronische Medien diese Funktion übernahmen. Und schließlich wurde seit den frühen 1990ern die Postkarte als Werbeträger ausgiebig genutzt. Ganze Heerscharen von Grafikdesignern hielten sich eine Zeitlang wohl damit über Wasser, Postkarten zu entwerfen, die dann als Werbeträger in Kneipen und Clubs ausgehängt wurden und umsonst aufgesammelt werden konnten. Wir überklebten die störenden Werbetexte auf der Rückseite und nutzten die Karten für unsere ganz eigenen Zwecke & Botschaften.

Das Anschauen dieser Bilder initiiert natürlich auch eine Fahrt ins Innere. Die schiere Rekonstruktion der Umstände, warum diese Karten wann an mich gerichtet wurden, die Frage nach der Auswahl der Motive (liefern sie Informationen über mich oder doch eher über den Absender) und manchmal auch die Textinhalte, die ich mit der nötigen Distanz und Pietät wiederzugeben versuchen werde, lassen Bilder und Erinnerungen aufleben, die ich gerne einfangen und in einen breiteren Erfahrungskontext einordnen möchte.